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„Essen lebt“, meldete die Süddeutsche Zeitung vor ein paar Wochen auf ihrer Frontseite. Das allerdings wussten wir schon vorher, und auch sonst war der Artikel, der sich mit der hiesigen Bevölkerungsentwicklung befasste, doch eher belangloser Natur. Wer ihn nachträglich lesen will, kann das tun – für 3,21 Euro inklusive Mehrwertsteuer bei „Genios“ im Internet – ein teures Vergnügen und desha
lb kein Wunder, dass die Grünen sich darüber beklagen, den Artikel nicht im städtischen Pressespiegel gefunden zu haben.
Wie überhaupt auch manchen anderen Beitrag, der sich eher kritisch mit der Stadt befasst. Warum fand sich etwa ein Kommentar unter dem Motto „Nur der Chef ist ahnungslos“ nicht in der Übersicht? Warum werden manche Wochenblätter nur sporadisch berücksichtigt, einige Online-Magazine gar nicht?
Zwischen den Zeilen kann man da den leisen Verdacht herauslesen, das städtische Presseamt treffe eine handverlesene Auswahl, welche Texte man den rund 180 Beziehern des stadtinternen Pressespiegels – darunter die 90 Ratsmitglieder und die Ämterspitzen - zumuten möchte. Doch weit gefehlt, wehrt Pressesprecherin Nicole Mause ab und verweist darauf, dass die Pressefreiheit ihren Preis hat: Teuer kommt dabei weniger die Arbeit der Düsseldorfer Agentur, die allerlei Medien auswertet, sondern vielmehr die fällige Lizenzgebühr, die pro Artikel bei fünf bis sieben Euro liegt und den Pressespiegel-Etat im Jahr auf einen deutlich fünfstelligen Betrag anschwellen lässt.
Folge: Nicht jeder Artikel wird herumgeschickt, sondern nur jene, die „von allgemeiner Bedeutung für die Stadt“ sind, wie Mause es formuliert. Online-Portale werden gleich gar nicht ausgewertet, allenfalls wird auf die Artikel verlinkt, das ist preiswerter. Und Korrekturen in der Auswahl gibt es nur in absoluten Ausnahmefällen: „Wir wollen uns schließlich nicht dem Vorwurf aussetzen, willkürlich und nach Gusto zu arbeiten“, so Mause.
Die Pressesprecherin ist gebranntes Kind beim Pressespiegel: Weil die Stadt über Jahre die Abgaben nicht korrekt bezahlte, musste sie 2013 einen stattlichen sechsstelligen Betrag nachzahlen. Seitdem geht man vorsichtig mit dem Thema um. „Wir geben uns Mühe“, heißt es, aber viel Aufwand darf das nicht kosten. Denn ja, „Essen lebt“, aber die Stadt leidet auch. Schreibt nur keiner.
Wolfgang Kintscher
„Essen lebt“, meldete die Süddeutsche Zeitung vor ein paar Wochen auf ihrer Frontseite. Das allerdings wussten wir schon vorher, und auch sonst war der Artikel, der sich mit der hiesigen Bevölkerungsentwicklung befasste, doch eher belangloser Natur. Wer ihn nachträglich lesen will, kann das tun – für 3,21 Euro inklusive Mehrwertsteuer bei „Genios“ im Internet – ein teures Vergnügen und desha
Wie überhaupt auch manchen anderen Beitrag, der sich eher kritisch mit der Stadt befasst. Warum fand sich etwa ein Kommentar unter dem Motto „Nur der Chef ist ahnungslos“ nicht in der Übersicht? Warum werden manche Wochenblätter nur sporadisch berücksichtigt, einige Online-Magazine gar nicht?
Zwischen den Zeilen kann man da den leisen Verdacht herauslesen, das städtische Presseamt treffe eine handverlesene Auswahl, welche Texte man den rund 180 Beziehern des stadtinternen Pressespiegels – darunter die 90 Ratsmitglieder und die Ämterspitzen - zumuten möchte. Doch weit gefehlt, wehrt Pressesprecherin Nicole Mause ab und verweist darauf, dass die Pressefreiheit ihren Preis hat: Teuer kommt dabei weniger die Arbeit der Düsseldorfer Agentur, die allerlei Medien auswertet, sondern vielmehr die fällige Lizenzgebühr, die pro Artikel bei fünf bis sieben Euro liegt und den Pressespiegel-Etat im Jahr auf einen deutlich fünfstelligen Betrag anschwellen lässt.
Folge: Nicht jeder Artikel wird herumgeschickt, sondern nur jene, die „von allgemeiner Bedeutung für die Stadt“ sind, wie Mause es formuliert. Online-Portale werden gleich gar nicht ausgewertet, allenfalls wird auf die Artikel verlinkt, das ist preiswerter. Und Korrekturen in der Auswahl gibt es nur in absoluten Ausnahmefällen: „Wir wollen uns schließlich nicht dem Vorwurf aussetzen, willkürlich und nach Gusto zu arbeiten“, so Mause.
Die Pressesprecherin ist gebranntes Kind beim Pressespiegel: Weil die Stadt über Jahre die Abgaben nicht korrekt bezahlte, musste sie 2013 einen stattlichen sechsstelligen Betrag nachzahlen. Seitdem geht man vorsichtig mit dem Thema um. „Wir geben uns Mühe“, heißt es, aber viel Aufwand darf das nicht kosten. Denn ja, „Essen lebt“, aber die Stadt leidet auch. Schreibt nur keiner.
Wolfgang Kintscher